Irene Tobben
Als die Künstler Götter waren
Bildende Künste in der antiken Mythologie.
112 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 14,80 Euro.
ISBN 978 3 93110964 6
Homer und Hesiod, sagt man, haben die antiken (griechischen) Götter „gemacht“, ihre „Biographien“ in die Mythen-, Kunst- und Literaturgeschichte des Abendlandes eingeschrieben. Der zweiten Göttergeneration auf dem Olymp — Athene, Prometheus, Apollon, Hermes, Hephaistos — wiesen sie dabei die Künste zu.
Diese Götter-Gesellschaft und -Kunst war in vielem ein Spiegelbild des Allzumenschlichen: mit Intrigen, Rivalitäten, Burlesken, Grausamkeiten und dem subversiven Umgang mit Gewalt. Homer nimmt, in der Ilias, dazu die bildende Kunst zu Hilfe und lässt den „Schmiedegott“ Hephaistos, die heimliche Hauptfigur der großen mythologischen Erzählungen, mitten im Krieg um Troja auf einen Schild für den „Helden“ Achill — Visionen eines friedlichen Lebens malen.
Verblüffend sind nicht zuletzt auch Geschichten, „die Gustav Schwab nicht erzählt“: so die unvermutet aktuelle vom brutalen Schutz der Insel der Europa vor Fremden …
Europa hatte die Blumen, mit denen sie den Stier schmückte, in einem goldenen Körbchen gesammelt, das mit Bildern aus der Göttersage geschmückt war.
Es war „ein Werk des Hephäst, ein uraltes Göttergeschenk des Erderschütterers Poseidon, das dieser der Libya geschenkt hatte, als er um sie warb“. …
Was Gustav Schwab nicht erzählt: Auf Kreta angekommen, gab auch Zeus ein Geschenk für Europa bei Hephaistos in Auftrag, das zwar nicht so liebreizend war wie ein Körbchen mit Blumen und Geschichten, aber ausgesprochen wirkungsvoll: Talos, einen ehernen Riesen, der Europa bewachen sollte. Dreimal täglich umwanderte er die Insel und schleuderte Steine gegen Fremde. Er war ganz aus Erz, doch hatte er eine Blutader, die vom Nacken zum Knöchel lief und mit einem Nagel verschlossen war. Dies war seine einzige tödlich verwundbare Stelle.
Irene Tobben, geboren 1949 in Niederkrüchten, am linken Niederrhein. Religionswissenschaftlerin und Kulturhistorikerin. Studium an der Freien Universität Berlin (promoviert von Klaus Heinrich); freie Lektorin und Redakteurin, Mitherausgeberin der Werke Klaus Heinrichs.
Irene Tobben lebt in Berlin.