Ervin Sinkó
Roman eines Romans
Moskauer Tagebuch 1935-1937.
Aus dem Ungarischen von Edmund Trugly jun.
Mit einem Nachwort von Alfred Kantorowicz.
488 Seiten, engl. Broschur, 24,00 Euro.
ISBN 978 3 92181088 0
Vordergründig die Chronik der Odyssee eines Romanmanuskripts und seines Autors, hat es seine besondere Bedeutung durch die Aufzeichnung von Begegnungen und Gesprächen mit literarischen und politischen Zeitgenossen wie Romain Rolland, André Malraux, André Gide, Jean Richard Bloch, Maxim Gorki, Isaak Babel, Michail Kolzow, S. Tretjakow, Bela Kun, Frans Masareel oder Anna Seghers: da offenbart sich der Zwiespalt, in dem alle guten Geister Europas sich angesichts der Nazi-Gefahr auf der einen, des Stalin-Terrors auf der anderen Seite befanden.
Von diesem Buch sagte Alfred Kantorowicz, es gehöre zu jenen menschlichen Dokumenten, die warten können, bis die Zeit reif ist, will sagen, bis die Leser empfindlich und empfänglich für das Zeugnis geworden sind. Es ist tatsächlich ein authentisches Zeit-Zeugnis der Dreißiger Jahre, aus dem Paris der Emigranten und aus dem stalinistischen Moskau von 1935/36.
Ervin Sinkó, geboren am 5. Oktober 1898 in Apatin in Süd-Ungarn, gestorben am 26. März 1967 in Zagreb. Schon als Gymnasiast kam er mit der Sozialdemokratie in Berührung und mit den Ideen der Russischen Revolution. 1918 gehörte er in Budapest zu einem Kreis junger ungarischer Intellektueller, dem sogenannten Montagskreis um Béla Balázs und Georg Lukács. Parteigänger der ungarischen Räteregierung, musste er nach deren Niederschlagung durch die Weißen ins Exil flüchten, zunächst nach Wien, wie die Mehrzahl der besiegten Revolutionäre, dann weiter über die Schweiz 1932 nach Paris.
Auf Einladung des sowjetischen Schriftstellerverbands ging Sinkó zusammen mit seiner Frau, einer Ärztin, in die Sowjetunion und lebte von 1935 bis 1937 in Leningrad (St. Petersburg) und Moskau. Hier traf er u. a. mit Béla Kun, Maxim Gorki, Michail Kolzow und Isaak Babel zusammen. Bei einem Prozess gegen die sowjetische Filmgesellschaft Mosfilm sagte Isaak Babel, mit dem er befreundet war und die Wohnung teilte, zum eigenen Schutz gegen ihn aus. 1937 kehrte Sinkó nach Paris zurück. Noch im selben Jahr zog er nach Zagreb. Er nahm im Zweiten Weltkrieg unter dem Decknamen Franjo Spitzer am Partisanenkampf teil und war in einem italienischen Lager inhaftiert. Nach dem Krieg wurde Sinkó Professor für Ungarische Literatur an der Universität Novi Sad.