Martin Sabrow
Die Macht der Mythen
Walter Rathenau im öffentlichen Gedächtnis.
Sechs Essays.
Mit vielen Abbildungen.
144 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 12,40 Euro.
ISBN 978 3 93110911 0
Walter Rathenau, dem „Mann vieler Biographien“ gilt Martin Sabrows Interesse in seiner Studie über die „Macht der Mythen“. In der Einleitung schreibt er:
Wenige Personen der jüngeren deutschen Geschichte haben den Streit zwischen der Kraft der Fakten und der Macht der Mythen in solchem Maße herausgefordert, wie der 1922 ermordete jüdische Industrielle, Schriftsteller und Politiker Walther Rathenau. Vielschichtig war das Leben des Mannes, der als Wirtschaftslenker im Wilhelminischen Kaiserreich und als Staatsmann in der Weimarer Republik wirkte. Vielschichtig war seine Persönlichkeit als Zeitrepräsentant und Zeitkritiker, als Kaufmann, Künstler und Außenseiter. Vielschichtig waren die Hintergründe des Mordanschlags, dem der als Jude und Erfüllungspolitiker Verfemte 1922 zum Opfer fiel. Und vielschichtig war die Erinnerung, die die Nachwelt an ihn im zwanzigsten Jahrhundert bewahrte – in zwei deutschen Demokratien einerseits und in zwei deutschen Diktaturen andererseits. Immer wieder hat seine Lebensgeschichte zu Versuchen herausgefordert, Rathenau einen festen Platz in der Geschichte zuzuweisen. Nur selten aber wurde gefragt, wie sehr Rathenaus Biographie vor allem das Produkt seiner Biographen und die mit ihm verbundene Ambivalenz Ausdruck des ambivalenten Gedächtnisses seiner Mit- und Nachwelt sein könnte.
Martin Sabrow, geboren 6. April 1954 in Kiel, ist Historiker und Politikwissenschaftler. Er ist Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2017 erhielt er den Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung für seine Biographie über Erich Honecker – Das Leben davor.