Rosenstrauch, Hazel - Varnhagen und die Kunst des geselligen LebensHazel Rosenstrauch
Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens
Eine Jugend um 1800.
Mit Beispielen aus Karl August Varnhagens Feuilleton-Mappe und vielen zeitgenössischen Abbildungen.
224 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 19,80 Euro.
ISBN 978 3 93110950 9

Karl August Varnhagen ist meist nur noch bekannt als Mann seiner berühmten Frau, als „Witwe“ und Nachlasspfleger der Rahel und ihres legendären Salons. Zu unrecht: er war ein liberaler, kosmopolitischer homme de lettres, Feuilletonist, Kritiker, Sammler, Briefschreiber, Erfinder der biographischen Geschichtsschreibung; ein Meister der „geselligen Lebensverhältnisse“; der unbequeme Chronist einer romantischen Generation, die um 1800 in Berlin und anderswo in die europäische Moderne aufbrach und meist im nationalen Biedermeier, in der Resignation oder im Exil endete. Heinrich Heine nannte ihn seinen „wahlverwandtesten Waffenbruder“, der antisemitische preußische Historiker Heinrich von Treitschke einen feigen Verräter, Alexander von Humboldt empfand für ihn „tiefe Achtung“, aber Marx fand ihn flach und fad … Die femme de lettres Hazel Rosenstrauch betreibt eine erhellende Nachforschung nach diesem ambivalenten, differenzierten und unvermutet „aktuellen“ Leben.

Karl August Varnhagen, Tagesblätter, 23. Oktober 1843:

Ich las heute (…) in den Fragmenten des Athenäums die frischen Jugendlichkeiten Schleiermacher’s und Friedrich und August Wilhelm Schlegel’s. Wenn jene Aeußerungen einem Champagnerrausche zu vergleichen sind, so sind unsre heutigen litterarischen Ueberschwänglichkeiten etwa der Katzenjammer dazu. Wie früh haben Schleiermacher und die beiden Schlegel aufgehört, in jener Art weiterzugehen, und das Philistertum zu bestreiten; wie früh haben sie sich ihm wieder unterworfen.

Hazel Rosenstrauch, geboren am 13. Mai 1945 in London, aufgewachsen im jüdisch-kommunistischen Remigrantenmilieu im Nachkriegs-Wien. Kosmopolitische Lehr- und politische und publizistische Wanderjahre. Promovierte Sozialhistorikerin. Sie war verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift Gegenworte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Autorin sagt von sich: „Mich interessieren Aufbrüche und wie Individuen mit dem Kater danach umgehen (bevorzugt um 1800); mich interessieren Stigmatisierte, Träumer und Einzelgänger, Juden, Kommunisten oder auch Henker – und was auf sie projiziert wird. Ich kann Geschichte(n) nicht erdichten, dazu ist meine Loyalität gegenüber den Fakten zu stark. Was ich gerne mache: überliefertes Material umbauen, verschiedene Perspektiven wählen, schütteln und neu zusammensetzen. Ich suche nach Worten für den Nebelstreifen zwischen Himmel und Erde, Wissenschaft und Literatur/Politik und Personen: Geschichte und Geschichten.“
Hazel Rosenstrauch lebt in Berlin und Wien.