Marcel Ray
George Grosz
Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Dirk Heißerer.
Nachwort von Peter Moses-Krause.
Mit 44 Illustrationen von George Grosz und vielen zeitgenössischen Abbildungen.
140 Seiten, engl. Broschur, 13,40 Euro.
ISBN 978 3 92181089 7
1927 erschien die französische Originalausgabe, legendärer Solitär der Grosz-Literatur (vor allem weil hier zum ersten und bis in die 80er Jahre einzigen Mal der „romantische“ Künstler Grosz vor dem und den Ideologen in Schutz genommen wurde), sie wurde aber erst 1991 ins Deutsche übersetzt; das war dann zugleich die „Entdeckung“ des deutsch-französischen Kunst- und Literaturmittlers Ray in Deutschland.
Deutsche Kritiker haben von einem neuen Daumier gesprochen. Daumier und Grosz haben nichts gemein als die Kraft. Keine Fröhlichkeit bei Grosz, kein Humor und vor allem nicht die geringste Neigung zur Karikatur. Er ist streng, hitzig und fanatisch wie ein ausgemergelter Mönch. Sein Pessimismus ist weit jenseits von Persiflage und Satire.
Was ihm in Frankreich am nächsten kommt, das ist die Kunst von Marcel Proust. Dieser in gewisser Weise so französische Autor reagierte gereizt, als man ihn dafür lobte, penibel zu sein; aber seine Technik ist der von Richard Wagner sehr nahe. Deutschland ist viel besser darauf vorbereitet als wir, die unvollendbare und korallenartige Arbeit von Proust zu verstehen, das verschwenderische Blühen seiner unbewußten Erinnerung und seine Verzückung vor diesem Wunder. So abwegig auch eine Angleichung erschiene, ist das graphische Werk von George Grosz doch ein Wunderding der gleichen Ordnung und inspiriert sich, vielleicht ohne daß er sich dessen bewußt wäre, aus dem gleichen Überschwang.
Marcel Ray, geboren am 8. Juni 1878 in Saint-Léon, aufgewachsen in Vichy, gestorben 8. August 1951 in Paris. Germanist und einer der großen Journalisten der 1920er und 1930er Jahre, Diplomat und – wie er sich in einem Brief an seinen Jugendfreund Valéry Larbaud selbst bezeichnete – ein „homme de lettres paresseux“, ein fauler Literat; vor allem jedoch Liebhaber und Mittler deutscher Kunst und Literatur in Frankreich. Karl Kraus nannte ihn 1929 in der Fackel einen Übersetzer und Kritiker, „der zu deutschen Sprachwerten innigere Beziehungen unterhält als ein Schock deutscher Fachgenossen“.
Mehr zur Biographie – und zur Freundschaft mit George Grosz – im Nachwort des Übersetzers Dirk Heißerer und des Verlegers Peter Moses-Krause zur Grosz-Studie.