Victor Auburtin
Pfauenfedern und Ein Glas mit Goldfischen
Miniaturen und Feuilletons aus der Nachkriegszeit.
Herausgegeben von Peter Moses-Krause.
Werkausgabe in Einzelbänden, erster Band.
228 Seiten, gebunden (Pappband, Fadenheftung), 17,00 Euro.
ISBN 978 3 92181074 3
Der vorliegende erste Band der Werkausgabe Victor Auburtins enthält die Feuilletonsammlungen Pfauenfedern von 1921 und Ein Glas mit Goldfischen von 1922; sie werden damit erstmals seit Erscheinen der Originalausgaben bei Albert Langen in München wieder vollständig veröffentlicht.
Die Pfauenfedern haben noch die literarischen Eigenarten von Auburtins Kleiner Prosa der Vorkriegsjahre; neun der achtzehn Geschichten waren vorab im Simplicissimus gedruckt worden, alle Texte wurden vermutlich zwischen Ende 1918 und Anfang 1921 geschrieben.
Ein Glas mit Goldfischen ist eine nachträgliche Buchauswahl von Zeitungsfeuilletons: alle standen zuvor im Berliner Tageblatt, in dem diese kurzen Texte bald einen Stammplatz hatten, rechts unten auf dem ersten Beiblatt, zeitweilig jeden dritten Tag. Aber „falls einer sagt, er habe Auburtins Feuilletons bereits im B.T. gelesen und brauche deshalb das Buch nicht, so kann er mir leid tun“, erklärte 1925 Hans Reimann im Leipziger Stachel-schwein, denn „im B.T. haben Auburtins Arbeiten einen anderen Klang. Man hört die Obertöne nicht, man nimmt die Unterschiede nicht wahr.“
Victor Auburtin, Journalist und Feuilletonist, passionierter „Tourist“, Katzenliebhaber, geboren am 5. September 1870 in Berlin, „Tod in Rom“ am
28. Juni 1928.
Der Enkel von erzroyalistischen und stockkonservativen katholischen Emigranten aus dem (zu liberalen) Frankreich des Bürgerkönigs Louis Philippe war au contraire ein liberaler Europäer, fühlte sich als Angehöriger zweier Kulturen, der französischen und der deutschen, war Republikaner und Zivilist, abhold Nationalismus und Militarismus. Sein französischer Bewunderer Marcel Ray, einer der großen politischen Journalisten zwischen den Kriegen, nannte Auburtin lakonisch einen „Dichter, Bürger und Europäer“.
Französisches Gymnasium in Berlin, Studium der dt. Philologie und der Kunstgeschichte in Berlin, Bonn und Tübingen. Nach literarischen Anfängen im anti-wilhelminischen Simplicissimus Albert Langens war Auburtin seit 1911 Redakteur und Auslandskorrespondent (in Paris am Vorabend des ersten Weltkriegs, in Bern, Madrid und Rom) bei Theodor Wolffs legendärem Berliner Tageblatt. Seine Causerien – „unterm Strich“ auf Seite 3, jeden dritten Tag – wurden in den 1920er Jahren Vorbild für das ganze literarisch-journalistische Genre Feuilleton.
„Ganz Berlin“ (jedenfalls das liberale und gebildete) las ihn, und seine Feuilletons wurden in der deutschsprachigen Presse von Aachen bis Prag nachgedruckt; Kurt Tucholsky und Kurt Pinthus kritisierten und verehrten ihn, Tucholsky nannte ihn in einem Atemzug mit Theodor Fontane und Arthur Eloesser.