Krikor A. Melikyan
Damals, und ein Koffer
Erzählungen.
Mit dreizehn Zeichnungen von Ingrid A. Schmidt.
92 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 12,80 Euro.
ISBN 978 3 93110940 0
Drei „Anekdoten“ vom Leben am äußersten Rand der jüngeren deutschen Geschichte, gewissermaßen aus dem Koffer der Pandora …
Die spröde Titelerzählung handelt vom Bleiben-Dürfen und Bleiben-Wollen armenischer Flüchtlinge (vor dem türkischen Völkermord während des ersten Weltkriegs) im Deutschland des Jahres 1934; die andern beiden — fabulierfrohe, groteske Krulliaden — spielen im 1960er-Jahre-Berlin, kurz nach dem Bau und im Schatten der Mauer, im schrägen Milieu zwischen Kreuzberger Weltlaterne und Paris-Bar …
„Gehst du mit, Krikor?“ fragte er meinen Vater. „Nein, ich bleibe“, sagte er leise. „Verzeih, wenn ich dich enttäusche. Aber wir Armenier können bleiben. Wir sind auch nicht erwünscht, aber wir können bleiben. Also bleibe ich, Selim.“ So sagte mein Vater. Sein schmales Lächeln erlosch. Ich starrte auf den Koffer, er schien größer geworden zu sein, angeschwollen.
Krikor A. Melikyan, geboren am 5. Oktober 1924 in Köln. Schauspieler, Hörspiel- und Drehbuchautor, Lyriker, Erzähler; Sohn armenischer Emigranten, aufgewachsen in Bielefeld. Ende der 1940er Jahre Schauspielschüler, Schauspieler und Regieassistent bei Gustaf Gründgens in Düsseldorf (und erster Winnetou auf der Freilichtbühne Ratingen). Nach Stadttheaterstationen von Bochum bis Bern vereitelte 1961 der Bau der Berliner Mauer sein Engagement an Helene Weigels (Ost-) Berliner Ensemble – stattdessen spielte er bei Erwin Piscator an der (West-Berliner) Freien Volksbühne, am avantgardistischen Forum-Theater am Kurfürstendamm und leitete die Off-Bühne diogenes, bis Boleslav Barlog ihn 1964 ans Schiller-Theater holte. Zugleich schrieb er Hörspiele und -bilder für WDR, NDR, SFB und RIAS, erhielt für das Drehbuch zu Alkestiade 73 den Förderpreis des Bundesfilmpreises, übertrug armenische Lyrik ins Deutsche… Und pflegte Freundschaften: so zu dem mutigen Dichter Armin T. Wegner, der aus dem italienischen Exil nicht nach Deutschland zurückkehrte, zum legendären Käpt’n Bilbo und vielen andern. Der Schauspieler-Poet Krikor A. Melikyan lebt in Berlin (und zwischendurch „auf seinen Gütern“ in der Uckermark und in der Provence). Damals, und ein Koffer ist sein erstes Buch.