Hanno Loewy (Herausgeber)
„Solls der Chanukkabaum heißen“
Chanukka, Weihnachten, Weihnukka — Jüdische Geschichten vom Fest der Feste.
Gesammelt und mit einem Nachwort von Hanno Loewy.
Reihe Bücher des 9. November, neunter Band.
Dritte durchgesehene und erweiterte Auflage 2011.
160 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 14,80 Euro.
ISBN 978 3 93110942 4
Jüdische Geschichten vom Fest der Feste, erzählt von Ilse Aichinger, Béla Balázs, Walter Benjamin, Lion Feuchtwanger, Sammy Gronemann, Georg Hermann, Franz Hessel, Siegfried Kracauer, Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Alfred Polgar, Julius Posener, Gershom Scholem, Tereska Torres Levin, Ernst Toller, Claude Vigée und vielen anderen.
Seit dem Bericht der Metternichschen Geheimpolizei über das „Weihbaum- oder Christbaumfest … nach Berliner Sitte“ 1814 in Wien bei Fanny von Arnstein (zu dem alle „getauften und beschnittenen Anverwandten des Hauses“ ebenso kamen wie der preußische Staatskanzler Graf Hardenberg) geschah dem mitteleuropäischen Judentum die erfolgreichste Missionsgeschichte der letzten zwei Jahrtausende: Weihnachten. Der „deutsche“ Weihnachtsbaum, der nun auch in den Wohnzimmern der Juden stand, wurde zum Symbol bürgerlicher Bekehrung.
Die Erzählungen, Feuilletons, Erinnerungen und Beobachtungen von 36 jüdischen Autoren vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute sind Geschichten von Festen zu Hause und vom Fest der andern, von Engeln, Weihnachtsbäumen und Geschenken, vom Dazugehörenwollen, Fremdsein und bleiben. Die Sicht vom Rande her macht auf Widersprüche und Ängste in einem immer schwierigen Zusammenleben aufmerksam — worauf auch der Schutzumschlag des Bändchens anspielt: die vordergründig heitere Kinder-Weihnacht-Winter-Szene ist ein Motiv aus dem 1941/42 im Exil entstandenen Zyklus Leben oder Theater? der 1943 in Auschwitz ermordeten jüdischen Malerin Charlotte Salomon.
Hanno Loewy, geboren am 17. Februar 1961 in Frankfurt am Main, Literatur- und Filmwissenschaftler, Ausstellungsmacher und Publizist. Studium der Literaturwissenschaft, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Kulturanthropologie in Frankfurt am Main. Promotion in Konstanz über den ungarisch-jüdischen Filmtheoretiker Béla Balázs und die Ideengeschichte des Films im Kontext der ästhetischen, philosophischen und politischen Utopien des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts. 1995 bis 2000 Gründungsdirektor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main. Seit 2004 Direktor des Jüdischen Museums Hohenems in Österreich. Seit 2011 zudem Präsident der Association of European Jewish Museums. Im Verlag Das Arsenal u. a. Herausgeber des literarischen Werks des ungarisch-deutschen Schriftstellers Béla Balázs.