Lesznai, Anna - Wahre Märchen aus dem Garten EdenAnna Lesznai
Wahre Märchen aus dem Garten Eden
Aus dem Ungarischen übersetzt von András Hecker und Ilka Russy.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von György Fehéri.
132 Seiten, engl. Broschur, Fadenheftung, 16,80 Euro.
ISBN 978 3 93110949 3

Am Anfang war der „Garten Eden“, Utopie und geheimnisvolle Ursprungswelt, ein verfallenes Paradies, wie der Zaubergarten im Märchen: Im Frühjahr 1919, als die ungarische Räteregierung auf dem Höhepunkt ihrer Macht, das heißt ihrer Illusionen anlangte, richteten der Volkskommissar für das Unterrichtswesen Georg Lukács und der (Märchen-)Dichter Béla Bálazs eine „Abteilung für Märchen“ ein und betrauten damit ihre Freundin, die Malerin und Dichterin Anna Lesznai (1885 – 1966). Ein Märchenbüro der Revolution für „eine neue Form des Märchens, durch die das Wunder ins Leben der Gegenwart gebracht würde“, wie sie später im amerikanischen Exil schrieb. Eine Auswahl von Lesznais bislang weitgehend unbekannten, im Budapester Literaturmuseum schlummernden Märchen – Nachhall jüdischer Erzähltradition – enthält der vorliegende Band.

Sie fuhren weit hinaus ins uferlose Zaubermeer, um ihr Glück zu finden. Zur selben Zeit wimmelte es da von Feen, die ausgezogen waren, Menschen zu finden … Als die beiden Scharen an die Grenze der Wunderwelt und der Menschenwelt geraten waren, konnten sie nicht weiter. Zu scharf war die Luft, die von dem Menschenlande blies, für die feinen wolkigen Feen, zu dünn die Wellen, die die Küste des Wunderlandes bespülten, um das schwere Menschenschiff zu tragen …“

Anna Lesznai (Amália Moscovitz), geboren am 3. Januar 1885 in Budapest, gestorben am 2. Oktober 1966 in New York. Schriftstellerin, Malerin und Grafikerin. Sie wuchs in der Nähe von Kassa auf dem Landgut ihres geadelten Vaters auf. Sie war mit Béla Balázs befreundet. Sie war Mitglied des Budapester Sonntagskreises. Im Frühjahr 1919, als die ungarische Räterepublik auf dem Höhepunkt ihrer Macht, das heißt ihrer Illusionen anlangte, richteten der Volkskommissar für das Unterrichtswesen Georg Lukács und der (Märchen-)Dichter Béla Balázs eine Abteilung für Märchen ein und betrauten damit ihre Freundin. Nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik 1919 hielt sie sich zunächst auf ihrem Landgut auf, emigrierte dann nach Wien und heiratete dort den fünfzehn Jahre jüngeren Illustrator Tibor Gergely, den sie aus dem Sonntagskreis kannte. Für Balázs illustrierte sie 1925 den Phantasie-Reiseführer. Das ist ein Baedeker der Seele für Sommerfrischler. Wegen der politischen Repression und des Antisemitismus wanderte sie 1939 mit Gergely in die Vereinigten Staaten aus. In New York eröffnete sie eine Malschule, arbeitete an ihrem Familienroman Spätherbst in Eden, deutsch 1965 bei Stahlberg.
Näheres zu ihrer Biographie steht im Nachwort des Herausgebers György Fehéri zur deutschen Ausgabe.