Josef Indig
Joškos Kinder
Flucht und Alija durch Europa, 1940-1943.
Josef Indigs Bericht.
Herausgegeben von Klaus Voigt.
Reihe Bücher des 9. November, zehnter Band.
Mit zeitgenössischen Photographien.
264 Seiten; engl. Broschur, Fadenheftung, 24,80 Euro.
ISBN 978 3 93110936 3
Im April 1941 wurde eine Gruppe der Kinder- und Jugend-Alija – jüdische Kinder aus Deutschland und Österreich auf der Flucht nach Palästina – im kroatischen Zagreb vom Einmarsch der deutschen Truppen überrascht. Vor der akuten Lebensgefahr konnten 42 Kinder in die Nähe des von Italien annektierten Ljubljana entkommen, gerieten jedoch ein Jahr später zwischen die Fronten des Partisanenkriegs in Slowenien und flüchteten weiter nach Nonantola in Norditalien, unweit von Modena, wo sie in der „Villa Emma“ Zuflucht fanden; im Oktober 1943, als nach Mussolinis Sturz Italien aus einem Verbündeten des Reichs zum besetzten Land wurde, gelang die dramatische Rettung der inzwischen über 70 „Kinder der Villa Emma“ (wie sie sich später selbst nannten) vor der drohenden Deportation in die Schweiz, von wo aus sie bei Kriegsende nach Palästina emigrieren konnten.
Bereits im Herbst 1945 schrieb der Madrich der Gruppe, der junge zionistische Aktivist Josef Indig (1917–1998), der sich in Israel Ithai nannte, in Deutsch die Geschichte von Flucht und Rettung der „Kinder der Villa Emma“ nieder, die jetzt erstmals in der Originalsprache veröffentlicht wird (nach hebräischen und italienischen Ausgaben). Der Bericht „Joškos Kinder“ ist ein sehr persönliches Zeitzeugnis und eine unersetzliche historische Quelle zur jüdischen Hilfsorganisation Kinder- und Jugend-Alija; er bietet zugleich einen Einblick in die heute nahezu vergessene Gedankenwelt der zionistischen Jugendbewegung und ist nicht zuletzt ein Denkmal für die Menschlichkeit vieler in der Zeit des Faschismus.
Als ich begann, meine Erinnerungen an eine durch das jüdische Schicksal entstandene Kindergruppe niederzuschreiben, ahnte ich nicht, wie schwierig es sein würde, die Fülle des Geschehens auf begrenztem Raum zusammenzufassen und über die vielen Menschen, die mit mir über die Bühne des Zeitgeschehens gegangen sind, zu berichten. Alle Begebenheiten, die erzählt werden, entsprechen den Tatsachen. Hinzugedichtet ist nichts, nur die Namen der Kinder sind geändert worden.
Der Zufall wollte es, daß ich diese Jugendgemeinschaft leiten sollte. Von Recha Freier, die den Gedanken der Jugend-Alija entwickelt und sie in Berlin gegründet hatte, übernahm ich in Zagreb die von ihr geretteten Kinder aus Deutschland und Österreich. Von ihr lernte ich die unbedingte Treue im Dienst an ihnen. Allein diese Treue war es, die mich an der Seite der Kinder ausharren ließ. Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, das Leben mit ihnen in einfacher und plastischer Darstellung nachzuzeichnen.
Josef Indig [Ithig], Kibbuz Gat, 1945
Josef („Joschko“) Indig, geboren 1917 in der kroatischen Kleinstadt Osijek, gestorben 1998 im Kibbuz Gat. Sein Vater war Kantor der Synagoge. Als Gymnasiast schloss Indig sich der zionistischen Jugendorganisation Haschomer Hazair an. Er emigrierte nach Palästina, wo er als Lehrer im Kibbuz Gat tätig war.