Alexander Bichler
Aus Italien
Reisebilder, Miniaturen, Denkbilder.
94 Seiten, engl. Broschur, 8,40 Euro.
ISBN 978 3 92181085 9
„Es gibt nichts Langweiligeres auf dieser Erde als die Lektüre einer italienischen Reisebeschreibung“, warnte Heinrich Heine die Leser seiner Reisebilder Die Bäder von Lucca und versprach, dadurch „sie einigermaßen erträglich zu machen, dass er von Italien selbst so wenig als möglich darin redet.“
Alexander Bichler, der Verfasser heutiger Denk- und Reisebilder aus Italien, hält sich tunlichst daran: so sind diese Skizzen und Miniaturen aus Siena, Perugia und Urbino, über den Kondottiere di Montefeltro oder über listige Emanzen in Boccaccios Dekameron, über die Kultur des Espresso und die Philosophie des Trottoirs ebenso Reisen ins fremde Land wie ins eigene Denken und in die fremde Zeit, in die Geschichte. Und nicht zuletzt: sie sind auf intelligente Art unterhaltsam.
Überall in Italien, zumeist außerhalb der Städte, gibt es jene Lokale, deren Vorzug darin besteht, daß man dir die Speisekarte verweigert. Du setzt dich hin, nachdem du in der für den italienischen Ausflug unerläßlichen Kolonne von mindestens drei Autos ein gutes Maß an Kilometern zurückgelegt hast, und dann geht es los, kommt in unzähligen Gängen all das, was sich der Wirt heute für dich ausgedacht hat. In der Überraschung erfährst du, wie sehr dich die übliche Wahlfreiheit der Speisekarte zum Gefangenen deiner eigenen Phantasielosigkeit macht. Doch über die Lust an der Überraschung hinaus liegt in der verweigerten Wahlfreiheit auch ein Moment der Humanität. Weniger nämlich ist es so, daß dir der Wirt eine Ware liefert, als daß er dir gewissermaßen seine Meinung sagt, und das ist es, was du dir gern gefallen läßt, von einem, der etwas von der Sache versteht.
Alexander Bichler, geboren 1949 in München, lebt seit 1967 in Berlin. Studium der Philosophie und der Nationalökonomie sowie der Kultur Italiens. Studienaufenthalte in Perugia, Siena, Urbino.